Ein letzter Brief

Lieber Joshua,

deine kleine Schwester ist inzwischen knapp sechs Wochen alt und hat unser Leben auf wunderbare Weise auf den Kopf gestellt. Sie ist ein kleiner Sonnenschein und ein absolut liebes und zufriedenes Baby. Die Abstände in der Nacht könnten etwas länger sein aber das gehört wohl einfach dazu.

Dein Bruder ist ein toller und fürsorglicher großer Bruder und ich bin mir sicher, das wäre er auch für dich gewesen.

Ich habe lange darüber nachgedacht wie es nun mit diesem Blog weitergehen soll. Anfänglich habe ich ihn dazu benutzt, deinen Verlust zu verarbeiten. Es hat mir geholfen alles was passiert ist aufzuschreiben. Es tat mir gut dir „Briefe“ zu schreiben. Es gab mir das gute Gefühl dir nahe zu sein.

Es ist nicht so das die Geburt deiner Schwester bewirkt hat das ich dich vergessen habe. Es ist viel eher so, dass sie der Grund ist, daran zu glauben, dass am Ende alles gut sein wird. Sie, so klein und doch so perfekt ist Beweis dafür, dass Wunder geschehen können.

Joshua, es vergeht noch immer kein Tag an dem ich nicht an dich denke. Deine kleine Ecke im Wohnzimmer existiert noch immer und es wird irgendwann der Tag kommen, an dem ich deinem Bruder und deiner Schwester von dir erzählen werde. Das sie einen Bruder haben der vom Himmel aus über ihnen wacht.

Die letzten zwei Jahre waren turbulent. Geprägt durch Freude und Trauer. Von Hoffnung und Verzweiflung. Von Glück und Verlust. Und am Ende einfach nur Erleichterung.

Wenn ich zurückblicke würde ich sagen, es hatte alles seinen Sinn. Dich zu verlieren hat mich gelehrt, Ehrfurcht vor dem Leben zu haben. Es hat mich gelehrt, dass ein (gesundes) Kind zur Welt zu bringen keine Selbstverständlich ist. Das ein Kind in der Tat ein Wunder ist. Das man sich glücklich schätzen sollte, wenn man nach 9 Monaten so ein kleines Bündel Mensch in den Arm gelegt bekommt.
Viele Paare bekommen „einfach so“ Kinder. Sind sich dessen Wunder nicht einmal bewusst. Aber das sollten sie. Wir sollten uns jeden Tag ins Bewusstsein rufen, was uns da geschenkt wurde.

Ich für meinen Teil bin nun am Ende dieser Reise. Am Anfang war die Trauer um dich, jetzt die Freude über deine kleine Schwester. Ich bin durch die Hölle gegangen, habe dich begraben und sie in die Arme geschlossen. Ich darf mich glücklich schätzen, vielen Paaren bleibt oft nur die Hoffnung auf Erfüllung ihres größten Wunsches.

Joshua, du wirst immer mein zweiter Sohn sein. Du wirst immer in meinem Herzen sein. Du wirst immer etwas ganz Besonderes sein. Jemand, der es wert ist, dass man sich an ihn erinnert, auch wenn du für viele nicht „greifbar“ warst. Für mich warst und bist du mein Kind. Und Mama hat dich sehr lieb. Ich danke dir, für alles.

Deine Mama

Ich danke jedem einzelnen für’s Lesen und Kommentieren in den letzten Monaten. Zu wissen, dass man nicht alleine eist, tut immer gut. Ich wünsche jedem Einzelnen alles Gute auf seinem weiteren Weg – egal wo dieser auch hinführen mag. Und egal was war, egal was noch sein wird, niemals aufgeben…denn…

…wenn ich die ganze Nacht wach gelegen und mich darauf gefreut habe die Blumen zu gießen, lass ich mich von dem bisschen Regen nicht daran hindern… (Pippi Langstrumpf)

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9 Antworten zu Ein letzter Brief

  1. janny schreibt:

    Soooooo schön *schluchz*
    Hugs ♥

  2. Mama-I schreibt:

    Schön…! Ehrfurcht. Das erfährt nicht jeder im Leben. Falls Ihr nun den Blog löscht oder einfach so stehen lasst, dann wünsche ich Euch weiterhin von Herzen alles Gute!!! ❤

  3. Andrea schreibt:

    Danke für Deinen blog, fürs Zuversicht geben und Blick in euer Leben geben. Wir sind noch eine Weile unterwegs auf unserer Reise, aber Du wirst mich stets ein Stück begleiten. Auch beim Blumen gießen im Regen 🙂 Euch von Herzen alles Liebe!

  4. FrauMuemmel schreibt:

    Ich wünsche euch alles Liebe!

  5. blumenpost schreibt:

    Ich danke dir, dass wir dich auf dieser Reise begleitern durften.
    Ich freue mich so wahnsinnig, dass ihr euer kleines Mädchen bei euch habt.
    Alles Liebe für euch!

  6. Despicable_Me schreibt:

    *Tränchenwegwisch*
    So schön! !! Alles liebe!

  7. Freya schreibt:

    Wir sehen uns anderswo Peanuts-Knödels! 🙂
    Und Mensch, was für ein schöner Text, hab auch ein paar Tränen verdrückt. Und wie recht Du hast. Viel zu viele kriegen die Kinder „einfach so“. 😦
    Mach’s gut Josh!

  8. OlleTriene schreibt:

    *flenn*

    So schön geschrieben und so wahr.

  9. Stella schreibt:

    Wunderschön geschrieben. Du hast sowas von Recht. Es ist ein Wunder. Ich wünsch euch von Herzen alles Gute.

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